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Antisemitismus in Deutschland ausgangs des 19. Jahrhunderts – Quellen und Materialien – |
Aus:
Staatslexikon. Im Auftrag der Görres-Gesellschaft hrsg. von Hermann Sacher. 5.
neubearb. Aufl. Bd. 1. –
Freiburg i. Br. 1926, Sp. 126-131 (Stichwort „Alldeutsch“).
1. Name. 2. Geschichte. 3. Ziele. 4. Verhältnis zur völkischen Bewegung. 5. Verhältnis zum Katholizismus. 43. Verhältnis zum österr. A.tum. 7. Beurteilung.
1. Name. Das Wort „A.“ soll zuerst von E. M. Arndt gebraucht worden sein. Jedenfalls hat es der Dichter Robert Hamerling schon vor der Gründung des Alldeutschen Verbands (A.V.) gebraucht. Auch gab es kurze Zeit eine Zeitschrift „All-Deutschland“, ein illustr. dtsch. Familienbuch (Verlag von F. Lenz & Co. in Berlin). Heute beansprucht der A. V. das alleinige Eigentumsrecht auf diesen Namen (Bonhard S. 210). Er bedauert sogar, „daß dieses Patent auf den Namen A. von österr. Gesinnungsverwandten gebrochen u. durch die Art der dortigen Kampfesnotwendigkeiten dem Ausdruck A. ein gewisser Beigeschmack verliehen wurde....“ Er hatte dort die Nebenbedeutung des „Romfeindlichen“ neben dem des Pangerinanischen od. Chauvinistischen angenommen. Dieser zweite Bedeutungswechsel bahnte sich an durch das ausländ. Schrifttum. Franzosen u. Engländer übersetzten A. mit pangermaniste bzw. pangermanic, so daß der grundlegende Unterschied zw. A. u. Pangermanisch, von denen das letztere doch eine höhere Entwicklungsstufe des ersteren vorstellt, ganz verwischt wurde (Bonhard S. 219). Der A. V. in Österreich (Sitz Graz) wurde 1920 gegründet. Ihm ging bereits eine A.e Vereinigung (1901) in Osterreich voraus. Im Dtsch. Reichstag gab es 1901 eine A.e Vereinigung, die 32 Mitgl. umfaßte, ohne als Fraktion aufzutreten. Heute kommt für den Begriff A. ausschließlich der A. V. in Betracht (s. die Art. Los-von-Rom-Bewegung; Pangermanismus).
2. Geschichte. Der Vorläufer des A. V. ist der von dem Afrikaforscher K. Peters 1886 gegr „Allg. dtsch. Verband zur Förderung überseeischer deutsch-nationaler Interessen“, der jedoch zu keiner Entwicklung kam. 1890 wurde in Reaktion gegen den Sansibar-Vertrag, der Sansibar gegen Helgoland eintauschte, der „Allgemeine deutsche Verband“ gegründet, der sich seit 1894 A. V. nennt. Seitdem erscheint auch die Verbandszeitschrift „A.e Blätter“. Langjähr. Vorsitzender des Verhands war Prof. Hasse, dem 1908 Justizrat Heinrich Claß, der Verf. der Dtsch. Geschichte von Einhart, als Vorsitzender folgte. Im Verlauf des Weltkriegs wurde der Verband viel genannt wegen seiner weitgesteckten Kriegsziele. Mit der Bamberger Erklärung. vom 10. Febr. 1919 nahm der Verband Stellung zur Umwälzung. Am 28. Aug. 1919 gab er sich neue Statuten. Von den Aktenstücken des Verbands sind bes. bekannt geworden der Aufruf „Deutschland wach auf!“ vom 24. Juni 1890, der Waffensegen von 1914, die Katholikenerklärung von 1917 u. die eben genannte Bamberger Erklärung. Zu seinen bekanntesten Mitgl. gehören neben Peters, Hasse u. Claß die Generäle v. Liebert, Keim, K. v. Gebsattel.
3. Ziele. Der A. V. selbst umschreibt seine Ziele wie folgt (Wortlaut in der Fassung der Statuten v. 6. Okt. 1917):
§ 1. Der A. V. erstrebt Belebung der deutsch-nationalen Gesinnung, insbes.Weckung u. Pflege des Bewußtseins der rassenmäßigen u. kulturellen Zusammengehorigkeit aller dtsch. Volksteile.
§ 2. Diese Aufgabe schließt in sich, daß der A.V. eintritt 1) für die Erhaltung des dtsch. Volkstums in Europa u. über See u. Unterstützung desselben in bedrohten Teilen; 2) für die Lösung der Bildungs-, Erziehungs- u. Schulfragen im Sinn des dtsch.Volkstums; 3) für Bekämpfung aller Kräfte, die unsere nationale Entwicklung hemmen; 4) für eine tatkräftige dtsch. Interessenpolitik in der ganzen Welt, insbes. Fortführung der dtsch. Kolonialbewegung zu prakt. Ergebnissen.
Interessant ist dabei, daß unter die bei Punkt 3 zu bekämpfenden Kräfte in der Vorstandssitzung vom 10. Febr. 1906 ausdrücklich auch „die Tätigkeit des Ultramontanismus“ gerechnet wurde. Nur aus takt. Gründen wird das nicht veröffentlicht.
Die Satzungen vom 31. Aug. 1919 formulieren die Ziele des Verbands für die Zeit nach der Revolution wie folgt:
§ 1. Der A. V. will in allen Deutschen eine auf die Treue u. Liebe zur dtsch. Eigenart gegr. völkische Gesinnung u. einen nur auf das Wohl der dtsch. Gesamtheit gerichteten völk. Willen erwecken. Ohne Rücksicht auf ihre Staats-, Partei- u. Bekenntnis-zugehörigkeit will er alle Volksgenossen zusammenschweißen zur Arbeit an der allen Deutschen gemeinsamen Aufgabe: Erhaltung, Pflege u. Entwicklung des dtsch. Volkstums.
§ 2. Diese Aufgabe schließt in sich, daß der A.V. seine Aufgabe vor allem dienen läßt der Rettung u. Wiederaufrichtung des durch den Zusammenbruch im Nov. 1918 mit dem Untergang bedrohten dtsch. Volks u. Dtsch. Reichs. Er fordert insbes. als für Wohlergehen u. Gedeihen der dtsch. Volksgesamtheit unerläßlich 1) sittliche Ertüchtigung aller Kreise u. Schichten unseres Volks, Wiedererweckung der Eigenschaften, die unsere Vorfahren aus Zeiten tiefster Not immer wieder emporgehoben hat; 2) Wiederaufrichtung eines starken dtsch. Kaisertums; 3) Wiederaufbau einer starken dtsch. Wehrmacht 4) Wiedergewinnung der dem dtsch.Volk geraubten Gebiete; 5) Eingliederung Osterreichs in das Dtsch. Reich; 6) Schutz u. Hilfe für das bedrängte Auslanddeutschtum; 7) Gestaltung u. Ausbau aller Gebiete des Volks-, Staats- u. Einzellebens, gemäß dtsch. Eigenart, insbes. des Schul-, Bildungs-, Gesundheits- u. Siedlungswesens, sowie Beeinflussung der dtsch. Jugend- u. Fiauenbewegung im völk. Sinn; 8) planmäßige rassische Höherentwicklung des dtsch. Volks durch Auslese u. Förderung aller im Sinn guter dtsch. Art hervorragend Begabten; 9) Bekämpfung aller Kräfte, welche die völk. Entwicklung des dtsch. Volks hemmen od. ihr schaden, insbes. Fremdensucht u. der auf fast allen staatl., wirtsch. u. kulturellen Gebieten bestehenden jüdischen Vorherrschaft (Text in A.e Blätter XXIX [1919] 310).
Wichtig sind auch die staatspolit. Ziele des A. V. bzw. das Verhältnis des A.tums zu dem, was man Pangermanismus nennt. Während des Weltkriegs wurde vom A. V., wie übrigens von vielen andern diesem Verband nicht angehörenden Patrioten, die Forderung gestellt: Erweiterung der Grenzen des dtsch. Reichsgebiets ist daher zur Sicherung der Zukunft des dtsch. Volks unbedingt notwendig“ (Denkschrift von H. Claß: „DieWahrheit über das alld. Kriegsziel“ im Handbuch 1918). Doch erklärt das Claß in der gleichen Denkschrift nicht im Sinn des pangerman. Imperialismus: „... Wie wir denn überhaupt das dtsch. Blut für viel zu kostbar erachten, als daß es an Aufgaben wie einen aussichtslosen Kampf um eine Art Weltherrschaft verschwendet werden dürfte. Von Tagen mittelalterlicher Kaiserpolitik trennt uns mehr als nur die Spanne eines halben Jahrtausends.“ (Vgl. auch die Rede von Claß S. 11.) Ebenso wird ausdrücklich erklärt: ‚A. in diesem Sinn (im Sinn des A. V.) heißt also nicht: diese Gebiete, die ganz od. teilweise von Menschen dtsch. Abstammung bewohnt werden, zum Dtsch. Reich zurückzubringen, sie einzuverleihen; es genügt zu wachen, daß ihr Deutschtum keinen Schaden nehme, die Kulturgemeinschaft aufrechtzuerhalten, das Verhältnis des staatl. Nebeneinanderwohnens möglichst gedeihlich zu gestalten‘ (Rede S. 5). Ein andermal ist gesagt: ‚Diesen höchsten u. wertvollsten nationalen Sinn, in dem klare Erkenntnis, rechte Kenntnisse u. starker Wille vereint erscheinen, dem dtsch. Volk zu eigen zu geben, bis womöglich jeder ihn erworben hat, das ist die Grundaufgabe, die sich der A. V. gestellt hat“ (Aufklärungsschrift S. 5).
Damit bekommt der A. V. aber auch einen weltanschaulichen Charakter. „Für die im Verband gesammelten A.en, die künftigen Erzieher ihres Volks, soll aber das A.tum mehr sein als nur die Bekundung vaterländ. Gefühle u. die aufopfernde Arbeit an den völk. Zielen. Sollen sie ihr hohes Amt erfüllen, so muß sich bei ihnen der alld. Gedanke zur Höhe einer Weltanschauung gesteigert haben“ (Bonhard S. 231). Derselbe Bonhard nennt Kleindeutsch-Großdeutsch-Alldeutsch die einzelnen Stufen der völk. Entwicklung (S. 128).
4. Verhältnis zur völk. Bewegung. Das Handbuch für 1917 spricht den Satz aus: „Als Sammelsplatz für dieses Heer ist keine bessere, ja keine andere Stelle denkbar, wie der als Vor- u. Kerntrupp der völk. Sache längst bewährte u. heute in weiteren Kreisen anerkannte A. V.“ Claß, der langjähr. Vorsitzende, nennt den Verband eine völk. Vereinigung (Rede S. 3). Doch dürfen die Ausdrücke völkisch usw. nicht im heutigen parteivölk. Sinn genommen werden. Die Mitgl. des A. V. gehören zum geringsten Teil der völk. Freiheitsbewegung u. der Partei an, wie auch Claß selbst einmal sagt, freilich in nicht ganz der gleichen Verwendung: „Wir lehnen jede völk. Überhebung ab, wollen aber, daß jeder Deutsche stolz darauf wird, ein Deutscher zu sein“ (Rede S. 11). Das Parteivölkische ist auch nicht gemeint, wenn Claß behauptet, daß der Verband von jeher an der Erweckung völk. Sinnes gearbeitet habe (S. 2 u. 20), od. wenn Bonhard u. a. von der völk. Weltanschauung sprechen, die im Verband herrschen soll (S. 90; vgl. auch die Aufklärungsschrift). Wie der A. V. die Bezeichnung „völkisch“ auffaßt, sehen wir aus einer Rede des Vorsitzenden Claß (S. 3), in der dieser sagt: „Aus dem Namen der A.en Bewegung ergibt sich von vornherein, daß sie völkisch in dem Sinn ist, daß sie bei ihrer ganzen Arbeit, bei ihren Zielen u. Forderungen auf der Grundlage des eigenen Volks steht u. allein das Wohl u. Gedeihen des eigenen Volks erstrebt; sie lehnt sonach alles ‚Internationale‘ ab u. muß alle polit. Richtungen internat. Art bekämpfen; sie ist also, um dieses bald nicht mehr gebrauchte Wort anzuwenden, national schlechthin. Das besagt zugleich, daß sie die Sache des Volks über diejenige der Parteien u. über diejenige der gesellschaftl. u. wirtschaftl. Gruppen stellt; der Volksgesamtheit gilt ihre Sorge u. Liebe, dem ganzen Volk als einer lebendigen Einheit, als dem unsterblichen Volkskörper.“ Auf dem Verbandstag in Frankfurt a. M. i. J. 1920 sagte Claß: „Unter völk. Bewegung verstehen wir jene Bestrebungen, die das schwache Volksgefühl der Deutschen erstarken u. vertiefen, die den dtsch. Staat wirklich deutsch machen u. nur in den Dienst des dtsch. Volkswohls stellen wollen. Sie wollen das öff. u. staatl. Leben von gemeinschädl. fremden Einflüssen befreien, alle Einrichtungen von der Schule bis zur obersten Staatsleitung mit dem Geist des dtsch. Volks durchdringen – kurz sie wollen, daß das Vaterland wahrhaft deutsch wird" (A.e Blätter XXX [1920] 27). Den Münchener Putsch der Nationalsozialisten unter Hitler u. Ludendorff (9. Nov. 1923) haben Claß u. der A. V. abgelehnt.
5. Verhältnis zum Katholizismus. Dem aufmerksamen Leser des alld. Schrifttums fällt auf, daß in den Programmen usw. zwar viel von der Schule, aber eigentlich nie von der Kirche die Rede ist. Religion u. Kirche werden fast durchweg umgangen. So ist auch von einer offiziellen Stellungnahme gegen die kath. Kirche nicht die Rede. Im Gegenteil existiert eine von dem 1. stellvertr. Vorsitzenden des Verbandes, General v. Gebsattel, eingeleitete Erklärung der alld. Katholiken, in der die Treue der alld. Katholiken u. die Vereinbarkeit des A.tums im Sinn des A. V. mit dem Katholizismus ausdrücklich hervorgehoben wurde (A.e Blätter XX VIII [1918] 197). Doch was nicht im Katholizismus, das wird im Wahngebilde des Ultramontanismus bekämpft. Erinnert sei zunächst an die Erklärung des Vorstands zu § 2, Abs. 3 der alten Statuten, wo unter den Kräften, die unsere nationale Entwicklung hemmen u. deshalb vom Verband aus bekämpft werden sollen, der Ultramontanismus „grundsätzlich“ eingeschlossen wird. Und wenn Claß, einer der führenden Männer, in seiner Schrift die Forderung aufstellte: „Der Geist Luthers soll den dtsch. Kanzler erfüllen“ (S. 18), u. recht abfällige Bemerkungen gegen Graf Hertling als Katholiken macht (S. 7 u. 20), so ist das gewiß nicht neutral u. erst recht nicht katholikenfreundlich. Bonhard aber, der offizielle Geschichtschreiber des Verbands, spricht sich offen aus, wenn er schreibt (S. 92): „Der Ultramontanismus, der im Jesuitentum seinen Vorkämpfer findet, ist eine Geistesrichtung u. eine polit. Macht, die über die völk. Entwicklungsbelange hinaus weltumfassende Ansprüche vertritt u. von Haus aus deshalb ein Feind all der staatl. Einrichtungen sein muß, die sich solchen Plänen am kräftigsten entgegenstellen können. Eine solche Erscheinung ist das Kaisertum der Hohenzollern gewesen, dem deshalb auch ohne Kulturkampf die Feindschaft der Ultramontanen sicher gewesen wäre. Ihre Einflüsse gewannen aber, bes. nach der ‚löblichen‘ Unterwerfung der dtsch. Bischöfe unter das Vatikanum, über die dtsch. Katholiken eine mehr od. minder große Macht.“ Mehrmals wird auch, nam. im Kampf gegen die Polen u. in der Ostmarkenpolitik des Verbands, eine geringere nationale Zuverlässigkeit der dtsch. Katholiken festgestellt.
6. Verhältnis zum österr. A.tum. Wemi auch nicht geleugnet werden kann, daß das A.tum in Osterreich mit dem A.tum des dtsch. Verbands doch noch mehr als den Namen gemeinsam hat, so lehnt der Verband doch öfter einen engeren Zusammenhang ab. Tatsache ist auch, daß das österr. A.tum sowohl in seinen nam. religiösen u. kirchl. Zielen wie auch in seinem Temperament viel radikaler ist. Zunächst erklärt der Verband seine völlige Unabhängigkeit von der österr. Partei, einmal weil die österr. A.en „sich untereinander teilweise unter geradezu unwürdigen Formen befehdeten, dann weil die österr. A.en für die Los-von-Rom-Bewegung eintraten, welcher der A. V. als solcher satzungsgemäß völlig unparteiisch gegenüberstand“. Später aber „mußte der Verband in der deutschösterr. Bewegung die Führung übernehmen u. der Stimmung weiter Kreise des Volks Ausdruck verleihen, daß hier dtsch. Belänge auf dem Spiel stünden“. Im J. 1919 wurde sogar beschlossen, die enge Beziehung mit den österr. völk. Kreisen weiter auszubauen, was aber durch die Friedensbedingungen von St-Germain verhindert wurde (Bonhard S. 13 16 49).
7. Beurteilung. In der „Aufklärungsschrift“ (S. 2) stellt der A. V. über sich selbst fest, daß sich wohl tatsächlich kaum eine Vereinigung finden lassen wird, die so hartnäckig u. von so
vielen Seiten verleumdet, angefeindet, verspottet, verkannt worden wäre wie der A. V. Das ist sicher richtig, ohne daß damit aber gesagt sein soll, daß alle Vorwürfe gegen den A. V. wirklich Verleumdungen gewesen seien. Der A.V. machte sich nicht bloß während des Weltkriegs viele Feinde wegen der weitgesteckten Kriegsziele. Auch vorher schon wurde er scharf bekämpft wegen seines extremen Imperialismus, wegen seines kriegerischen Geistes, wegen seiner Feindschaft gegen die Friedenspolitik des Kaisers u. der dtsch. Regierungen u. nicht zuletzt wegen des oft schroffen Auftretens mancher seiner führenden Generäle. Kaiser Wilhelm II. sprach das Wort von den Schwarzsehern gegen den Verband. Der Einfluß des A. V. auf die aktive Außenpolitik war aber durchaus nicht immer so groß, wie der Verband gern wollte u. seine Gegner u. das Ausland gern sagten. Es dürfte zutreffen, was Hans v. Delbrück am 13. April 1911 in einem offenen Brief an die Contemporary Reviews schrieb: „Es ist wahr. Wir haben in Deutschland sog. A.e, deren Äußerungen in der fremden Presse als Beweis der ungeheuren Eroberungsabsichten Deutschlands zitiert werden. Aber jedermann in Deutschland weiß, daß das zwar eine sehr eifrige, aber gänzlich einflußlose kleine Sekte ist. Es sind gute Patrioten, u. man darf ihnen deshalb nicht gram sein. Aber wegen der falschen Vorstellungen, die im Ausland geflissentlich über ihre Bedeutung verbreitet werden, bereiten sie der Politik des Dtsch. Reichs unberechenbaren Schaden“ (A.e Blätter XXI [1911] 203). Nam. die französ. Literatur zeigt, wie sehr man die A.en überschätzte.
Schrifttum:
Handbuch des A. V. (jährl., für Mitgl. kostenlos). Zwanzig Jahre alld.
Arbeit u. Kämpfe. Hrsg. von der Hauptleitung (Leipz. 1910). Der A. V. Eine
Aufklärungsschrift. Hrsg. von der Hptl. (seit 1918). H. Claß, Der A.V.
Sonderabdr. aus: Der Panther. Monatschrift der Politik d.Volkstums (l 917). M.
Kloß, Die Arbeit des A.V. im Krieg (1917; Rede, geh. in Kassel am 27. Okt.
1917). Hugo Grell, Der A. V., seine
Geschichte, seine Bestrebungen u. Erfolge (8. Heft d. Flugschr. d. A.V, 1917).
O. Bonhard, Geschichte des A.V. (1920). R. Pretzell, Hie A.(1918). P. Rohrbach,
Die alld. Gefahr (1918): Der Tag des Deutschen, hrsg. von M. Hohbohm. O.
Baumgarten, Das Echo der alld. Bewegung in Amerika (1917). K. Spieß,
Alldeutschtum u. Christentum (1918). K. Auer, Hammer od. Kreuz? (1917): Die
Volksaufklärung, hrsg. von M. Hohbohm, Nr. 1. D.
Liptay, L`hydre pangermanique (Paris 1910). 11.
O. Usher, Pangermanism (London 1914).
Erhard Schlund O. F. M.
Aus:
Staatslexikon. Im Auftrag der Görres-Gesellschaft hrsg. von Hermann Sacher. 5.
neubearb. Aufl. Bd. 1. –
Freiburg i. Br. 1926, Sp. 126-131 (Stichwort „Alldeutsch“).